Gerd Mario Grill trifft Hans Muelich

Bürger auf dem Sockel

Kunstwerk mit 4924 Namen soll Hans-Mielich-Platz zieren

SZ23November2011 

Harlachinger Rundschau 29Novemebr2011

1. Februar 15:00 Uhr Enthüllung

Stadtadressen HMP 2009, die neue Skulptur am Platz.

gerdmario Gerd Mario Grill

Mit der Skulptur »Stadtadresse HMP« konnte ich zum ersten Mal ein rein geschichtliches Thema umsetzen. Als gebürtiger Münchner, der immer hier gelebt hat, ist es ein sehr emotionales Tun, wenn man für einen Platz der eigenen Stadt ein Werk erdenkt und erarbeitet. (Mt 13,57): „Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und in seinem Hause“ – ein Gleichnis, mit dem Jesus versuchte die Zweifler in seiner Heimat zu überzeugen.

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Segnung durch Pfarrer Rainer Maria Schießler

Mehr als drei Monate intensivster Aktivität haben mich zu diesem Ergebnis geführt. Die Entscheidung ein Denkmal zu schaffen, für die Menschen die hier gelebt und gewaltet haben, die den Hans-Mielich-Platz in Untergiesing zu dem gemacht haben was er heute ist und was er über mehr als ein Jahrhundert darstellte, war sehr schnell getroffen.

Die Namen der Menschen, die »Stadtadresse HMP« das Leben geben, entstanden aus den Stadtadressbüchern der Stadt München und deren Mikroverfilmungen. Es war eine sehr gefühlvolle Arbeit, bei der unzählige Geschichten in einem entstehen – um den Platz und seine Bewohner. Leider wurde das Stadtadressbuch für München im Jahr 2006 zum letzten mal verlegt.

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Die jüngsten Eintragungen

In meinem Atelier übertrug ich die Namen von den kopierten Seiten der Mikrofilme, handschriftlich auf gutes Papier. Der erste Schritt, die Menschen aus den Schubladen und den schwarzen Filmboxen herauszuholen und sie wieder dahin zu bringen, wo sie einen großen oder auch nur einen kleinen Teil ihres Lebens verbracht haben, war getan.

Wenn man einen Namen liest, wenn man einen Namen hört, Namen an die man sich über Jahrzehnte nicht erinnerte – sofort entstehen Bilder, Zusammenhänge, Geschichten, so klar wie damals. Irgendwo in unseren Köpfen sind diese Dinge gespeichert, gesichert. Ob dieses Phänomens entwickelte ich das Aussehen – das »Haus«, mit dem ich die Menschen »zurückbringen « wollte. Dinge gespeichert, gesichert, – Sicherung. Sicherung. Feinsicherung – die Form der kleinen Röhrchen, die wir aus Autos kennen, die auch ein verstecktes Dasein wie die Mikrofilme führen, die sollten die Vorlage für mein Medium sein.

Seit der Benennung zum Hans-Mielich-Platz im Jahre 1876 bis zum Jahre 2006, sind die Hausbesitzer und die Wohnungsmieter des Platzes, auf der Skulptur zu sehen– insgesamt
4924 Namen. Die Jahre, erkennbar durch rote Jahreszahlen, schlängeln sich vom Grund der Skulptur ganz nach obenund enden in einer nach Süden gerichteten »Goldenen Zukunft«.

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Die ältesten Eintragungen

Beim Studium der Namen wird man auf viele ungeahnte Dinge stoßen. Steigende Bewohnerzahlen lassen erahnen, daß große Häuser gebaut wurden. Wenn die Frau den Mann ersetzt, ist er wahrscheinlich verstorben. Mancher Name lässt die Gründe für sein verschwinden vermuten: Herr und Frau Süß, die lange Jahre den HMP bewohnten. 1937 war dieser Name das letzte mal aufgeführt. Lange wurde in den Stadtadressbüchern auch der Beruf angegeben. Einige ausgefallene habe ich erwähnt. Da sind zum Beispiel zwei Damen, die sich als Haar- und Bartpflegerswitwen bezeichnen, sowie der Rotgerber oder der Rabitzer. Gedanken während der Arbeit habe ich manchmal als kleine Randnotizen angebracht.

Ich wünsche den Menschen, die jetzt den Hans-Mielich-Platz bewohnen und allen Interessierten eine tolle Reise in die Vergangenheit. Meine ist noch nicht beendet und ich werde diese nie vergessen.

Gerd Mario Grill

Hier Sehen Sie weitere Fotos:

von Thomas Schwarzx

Hallo München vom 4.2.2009

Haidhauser Anzeiger vomm 3.2.2009

Hallo München vom 28.1.2009

Programmablauf

*ab 14.00 Musik – mit kleinem Buffet

*ca. 15.00 „Startschuß“ durch Melly
*Eröffnungsrede durch Günter Ebert, Münchner VHS, mit Enthüllung

* Gerd Mario Grill sagt ein paar Worte

* Es spricht Rainer Maria Schießler, Pfarrer von St. Maximilian, Glockenbachviertel

* und segnet anschließend die Skulptur

danach wieder Essen und Trinken und Musikhören und Ratschn und …..

Gerd Mario Grill:

„Es gibt bei den Rappern einen schönen Ausdruck den ich auch für mich in Anspruch nehme: „real“ sein. Natürlich haben verschiedene Arbeiten Elemente die sich gleichen – in Material oder Technik. Auch Serien in bestimmter Art und Weise sind sich sehr ähnlich. Doch wenn ich eine neue Arbeit mit neuem Thema erarbeite, ist es mir nicht wichtig, wie die letzte Arbeit gestern ausgesehen hat – sie können also absolut ohne erkennbaren Zusammenhang sein. Das was ich für das KKF entwickelt habe ist mein „real“ für den HMP. Aber eben nur für diesen.“

Hierzu habe ich mich mit dem Alten Meister der Malerei getroffen, um mit ihm über vergangene Zeiten zu plaudern.

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